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Ein Tag in meinem Lektorat

Habt ihr euch immer schon mal gefragt, was ich wohl so mache, wenn ich meinen Lektoratstag habe?

Und ja, die habe ich. Immerhin ist es kein Geheimnis, dass ich mein Lektorat nebenberuflich führe, aber keine Sorge, das hat mich bisher noch nie eingeschränkt. Ich habe im Monat genügend Stunden bei meinem Arbeitgeber beantragt, um sehr viel Zeit für ‚meine‘ Autorinnen und Autoren zu haben.

Wenn ich ein Lektorat in Auftrag habe, dann gibt es bei mir immer zwei Schleifen, die ich mit den Autoren drehe.

Du hast mir also dein Manuskript geschickt und bist voller Vorfreude und sobald es bei mir eingetroffen ist, geht es auch schon los. Tatsächlich lese ich mich dann sogar erst mal ein paar Seiten oder ein, zwei Kapitel ein. Ich muss die Stimmung aufgreifen, den Ton, die Figuren schon mal ein wenig näher kennenlernen, bevor ich dann – meist lasse ich es einen Moment ruhen, sprich beginne bei der nächsten Session dann von vorne.

Dann geht es auch schon los. Ich sitze an meinem Schreibtisch, Handy weit weg, gute Musik im Hintergrund, Kaffee oder Wasser, vielleicht ein zwei Kekse zum Knabbern und dann steige ich voll ein. Ich stecke mir selten zeitliche Ziele – natürlich alles im Rahmen. Es kommt dabei auch immer auf das Handwerk des Schreibenden an. Manche Autorinnen und Autoren beherrschen das sehr gut, da ist die Arbeit selbstverständlich etwas leichter – auch wenn alle Manuskripte am Ende viele, viele Kommentare haben und viele, viele markierte und rote (oder je nachdem welche Farbe Word sich aussucht) Stellen auf den Seiten – bei anderen Autorinnen oder Autoren ist die Arbeit etwas schwieriger, weil ich wirklich sehr viel auch am Handwerk und am Stil arbeite.

Dann schaue ich mir ganz verschiedene Aspekte an. Lasse mich auf die Geschichte ein, habe aber doch auch immer die Adlerperspektive. Sind die Sätze zu lang? Versteht man, was gesagt werden soll? Wie sind die Dialoge aufgebaut? Passen die Sprachverben? Erkennt man, wer wann spricht? Wie ist der Stil? Zu viele Füllwörter? Rechtschreibfehler mache ich selbstverständlich auch raus und Grammatikfehler, wenn ich sie bemerke, doch darauf liegt der Fokus beim Lektorat natürlich nicht. Dann schaue ich, ob die Kapitel Sinn ergeben. Das Ende. Der Einstieg, alles darin. Bringt es die Geschichte voran? Haben wir Infodump? Fehlt etwas? Wie sind die Figuren? Entwickeln sie sich? Haben sie alles, was die Figur braucht oder sind sie eindimensional und damit langweilig? Und so geht es Szene für Szene, Kapitel für Kapitel. Alles halte ich fest, schlage vor, hinterfrage (manchmal auch aus Neugier) und kommentiere.

Je nach Genre und Schnelligkeit der Szene, hinterfrage ich dann auch, wenn es mir fehlt, was die Figur in dem Moment fühlt. Wie es ihr geht. Wo sie steht. Ich weise darauf hin, wenn etwas zu passiv geschrieben ist oder ob man zu sehr ins tell abschweift und nicht beim show ist. Es sind unheimlich viele Dinge, die da zusammenkommen. Oftmals lese ich Abschnitte mehrmals, wenn sich mir etwas nicht erschließt. Auch Recherche gehört zu. Kann das stimmen? Macht das Sinn oder ist es, gerade, wenn es sich nicht um Fantasy handelt (aber auch da gibt es Abschnitte), unrealistisch? Natürlich hat man eine gewisse Freiheit beim Schreiben, aber je nach Setting macht es Sinn, sich an der Realität zu orientieren. Manchmal gibt es dann auch Kommentare, die den Autor oder die Autorin darauf hinweisen, bitte noch mal genauer zu recherchieren, wenn es ein aufwändigeres Thema ist.

Zudem bespreche ich auch vorab, ob der Autor oder die Autorin bestimmte Bereiche hat, auf die ich noch mal extra schauen soll oder ob es etwas gibt, was Kopfzerbrechen bereitet hat.

Wenn alles für die erste Schleife erledigt ist und ich beim Ende angekommen bin, nehme ich mir gern noch mal Zeit, für mich alles zu reflektieren, bevor ich eine Zusammenfassung schreibe und das Manuskript samt erster Teilrechnung wieder an dich zurückgeht.

Das passiert natürlich nicht alles an einem Tag. Einige Zeit brauche ich schon, je nach Umfang des Manuskripts und wie viele Aufträge noch in der Warteschleife liegen. Aber, ein Tag sieht genau so aus. Zwischendurch brauche ich natürlich auch Pausen, um nicht der Betriebsblindheit zu erliegen. Das ist übrigens auch der Grund, wieso ich ungern Korrektorat und Lektorat gemeinsam anbiete. Ich mache es, aber verweise dann darauf, dass ein Abstand dazwischen liegen muss und dass ich, weil ich dann auch zu tief im Text bin, Fehler leichter übersehe. Betriebsblind eben. Daher macht es Sinn, diese Aufträge getrennt voneinander zu vergeben.

Du hast noch Fragen zu meinem Tag im Lektorat oder willst wissen, was bei der zweiten Schleife geschieht? Schreib mir gern und ich werde sicherlich zur zweiten Schleife auch noch mal einen Tag im Lektorat schreiben.

Du brauchst Unterstützung bei deinem Manuskript und deinem Traum von einem Roman? Dann melde dich gern bei mir, ich freue mich auf deine Nachricht.

Eure Daniela

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